Personal
SOULTALK #39: Körpergefühl, Selbstliebe, Body Shaming.
Size 0. Magerwahn. The Skinnier, The Better. Fitnesswahn. Diät Programme. Body Shaming.
Ich habe keine Lust mehr. Mir vergeht die Laune und ich werde teilweise wirklich wütend, wenn ich durch meinen Instagram Feed scrolle, Magazine durchblättere und auf Fashion Events unterwegs bin. „Gluten ist schlecht. Carbs machen dick. Verzichte auf Kohlenhydrate ab 18h. Mit diesem Programm nimmst du in 2 Wochen so und so viel ab und hältst dein Gewicht. Jetzt dein Weg zur Traumfigur über Nacht. Carb Killer Kapseln“. Wow. Ein Übermaß an Angebote und Vorgaben von Schönheitsidealen, die einem einfach nur den Kopf gegen die Wand schlagen lassen.
Als ich mit dem Bloggen und dem „Influencen“ angefangen habe, stand auch ich dezent oft so unter dem Druck, abzunehmen, in die Samples mit Größe 34 oder 36 zu passen und dem „perfekten Körper“ hinterherzueifern, dass ich teilweise gar nicht mehr so richtig in der Realität gelebt habe. Ich stand irgendwann echt richtig neben mir. Das kannte ich eigentlich auch gar nicht von mir, da ich mich eigentlich auch als eine relativ starke Person bezeichnen würde und auch meine Eltern immer ein gutes Auge auf mich hatten/haben. Eigentlich merke ich ganz genau, wenn alles zu viel wird. Wenn es an der Zeit ist, verantwortungsvoll zu denken und mich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
Photos by EVA FREDRICHS
BODY SHAMING
„Shaming someone for their body type“
Seitdem es die sozialen Medien gibt bzw. Instagram, Facebook, Snapchat immer mehr Achtsamkeit geschenkt wurde, war immer öfter die Rede von „Body Shaming“. Andere Menschen und auch sich selbst auf seinen Körper und äußerliche Merkmale zu beurteilen. Models waren schon immer sehr dünn, die Print Magazine waren voll mit Schönheitsidealen, Mädels, die makellose Haut hatten, meterlange Beine und ein weißes Strahlen, das mehr glänzt als die abgebildeten Schmuckstücke in den Werbeanzeigen der Zeitschrift. Im Hinterkopf war uns natürlich allen klar, dass diese Fotostrecken und Bilder bearbeitet waren, doch irgendwie haben wir uns das trotzdem gerne angesehen. Diese Models und Stars in den Magazinen und im TV waren unnahbar, ja, unrealistisch.
Mit der „Generation Social Media“ änderte sich das alles relativ schnell. Blogger, Influencer und Stars zeigen plötzlich Ausschnitte aus ihrem Privatleben, in Snapchat und Instagram Story oder YouTube kann man plötzlich in ihre Leben eintauchen und daran teil haben. Wir haben das Gefühl, diese Menschen zu kennen. Und genau das ist wohl häufig das Problem mit der Sache. Schon die Teenies, mit teilweise 12 Jahren sitzen nach der Schule vor ihren Laptops, Smartphones oder iPads und tauchen ein in diese Scheinwelt. Ja ich weiß, auch ich kann mich als Blogger dazu zählen. Ich zeige euch, was ich im normalen Alltag mache, nehme euch mit in meine Küche, zeige euch mein Essen, welchen Sport ich treibe und ihr habt das Gefühl, immer mit dabei zu sein. Für uns als Influencer und Blogger ist es wichtig, euch auf dem Laufenden zu halten, denn wir wissen ja, wie wichtig der Bezug zu euch als Leser und Follower ist. Ich liebe es und mache das auch wirklich gerne, doch ihr müsst trotzdem wissen, dass ihr nur in der oberflächlichen „Scheinwelt“ dabei seid. Ihr seht nicht, wenn es mir so richtig schlecht geht, ich mich mit jemanden aus meinem Freundeskreis oder meiner Familie streite, wenn ich vielleicht mal Liebeskummer habe, schlechte Laune und einfach mal alles zum Kotzen ist. Ihr seht auch nicht, wenn ich vielleicht auf einem Date bin, abends mal mit meinen Freunden feiern gehe, mir auch einmal ein paar Drinks zu viel genehmige und am nächsten Tag mit Hangover im Bett liege. Ja, ich bin da ehrlich zu euch, auch das kommt natürlich mal vor. Doch genau das sind die Momente, die ich auch unglaublich genieße (bis auf den Hangover natürlich;)) und das Smartphone auch einfach mal aus lasse. Gerade wenn man durch seinen Beruf so krass in der Öffentlichkeit steht, sind diese Momente mit körperlichen, greifbaren Umfeld unglaublich wichtig und ich brauche sie auch, um nicht den Realitätsbezug zu verlieren. Das kann schneller gehen, als man denkt.
Alles, was diese Welt nach außen trägt, ist oft mehr Schein als Realität und daher finde ich es teilweise echt erschreckend zu sehen, wie viele Influencer, Stars, Blogger usw. nicht darüber nachdenken, welche Folgen dieses perfekte „Image Feeling“, wie ich es gerne nenne, das sie nach außen tragen, haben können. Gerade die jüngeren Follower imitieren ihre Vorbilder, denn genau das sind die Influencer ja meist. Sie „influencen“, also beeinflussen ihr Umfeld, ihre Follower und Leser. Auch ich kann ehrlich sagen, dass ich dem schon verfallen bin. Die Reizüberflutung an Schönheitsidealen, perfekten Figuren, der Magerwahn, die zahlreichen Diät- und Fitnessprogramme, Wundermittel usw., die einem täglich über das Smartphone und den PC laufen, genau das sind die Dinge, die schnell Selbstzweifel hervorrufen.
Ich weiß genau, dass mir auch ziemlich viele junge Mädels folgen, die teilweise in einem Alter sind, in dem ich definitiv noch nicht vor dem Computer oder Smartphone saß. Ich war nach der Schule mit meinen Mädels bei McDonalds, wir haben unseren Sahne-Macchiato von Starbucks genossen und über körperliche Probleme habe ich mir GLÜCKLICHERWEISE in dem Alter noch keine Gedanken gemacht. Wenn ich heute auf der Straße stehe und Teenie-Girls, die vielleicht gerade mal 13 Jahre alt sind, neben mir stehen und sich darüber unterhalten, wie wenig sie heute gegessen haben, dass sie sich ab heute vegan ernähren wollen und wie „skiiinyyyyy“ dieses und jenes Model auf Insta denn ist, wird mir ehrlich gesagt ziemlich unwohl. ICH möchte sicherlich nicht als Rollenmodell für diese Mädels gelten, die wegen mir dem Magerwahn nacheifern.
Akzeptanz und Selbstliebe
Natürlich muss man auch fairerweise sagen, dass nicht nur Frauen mit etwas mehr Kurven dem Body Shaming zu Opfer fallen – es gibt immer Angriffsflächen. Zu dick, zu dünn, zu unförmig, zu groß, zu klein. Oft lese ich unter Posts in Instagram „Ess mal was, du bist ja viel zu dünn. Sowas würde ich ja nicht tragen, wenn ich solche Beine wie du hätte. Im Badeanzug solltest du dich lieber nicht zeigen.“. Und das sind noch nette Kommentare, es ist unglaublich, was sich manche Menschen rausnehmen, so über andere zu urteilen. Schnell wird klar, dass die Generation Social Media nicht nur unglaublich oberflächlich ist, sondern scheinbar auch im Übermaß interessiert an dem Aussehen anderer. Doch wieso kümmern sich alle mehr um das Aussehen andere Menschen, das scheinbar „perfekte Ideal Aussehen“, als sich einfach selbst mit all seinen Makeln, der inneren Schönheit und dem wichtigsten an der ganzen Sache zu beschäftigen: mit der eigenen Gesundheit? Unser Körper ist so viel mehr als ein bloßer Imageträger voller Klischees. Wir sollten uns nicht über Cellulite an den Beinen beschweren, sondern froh sein, überhaupt funktionierende Beine zu haben. Wir sollten die zwei Kilo Hüftspeck zu viel nicht hassen, sondern einfach unsere (gesunden!) Beine in die Hand nehmen und eine Runde laufen gehen. Uns gesund, bewusst und achtsam lieben, ernähren und uns einfach lernen zu akzeptieren.
Achtsamkeit und Bewusstsein
Bevor ich jetzt zu sehr dieser Thematik verfalle, über die ich mittlerweile stundenlang sprechen könnte, hoffe ich einfach mal, dass euch dieser Beitrag ein bisschen zum Denken anregt und, dass das Thema „Body Shaming“ in den Sozialen Medien irgendwann besser wird. Es wird nie aufhören, dazu ist die Öffentlichkeit einfach eine zu große, anonyme Angriffsfläche. Doch wenn wir die tägliche Reizüberflutung an Werbeanzeigen, Postings und Videos voller angeblicher Schönheitsideale, perfekten Bodies und makelloser Haut einfach mit einem kleinen Lächeln sehen können und uns darüber freuen, wie gesund wir eigentlich sind, wie gut es uns geht, wird das Ganze vielleicht doch ein Stück besser werden.
Ich bin super happy, dass ich das mittlerweile ganz gut gelernt habe und Privatleben, Scheinwelt, Öffentlichkeit und reales Leben differenzieren kann. Denn das war nicht immer so und ich sage euch: mit einer guten Portion Selbstliebe, vielen positiven Gedanken, dem richtigen Umfeld und Aktivitäten, die euch psychisch und physisch gut tun, wird es klappen. Ich habe für meine innere Ruhe übrigens Yoga entdeckt. Es tut mir so gut, mir einfach einen Moment für mich zu schenken, mich komplett zu entspannen und mich gleichzeitig zu bewegen, zu stretchen und meinen Körper mit meinen Gedanken in Einklang zu bringen. Auch Meditieren soll super gut sein, um sich selbst zu finden. Das wird definitiv meine nächste Challenge werden, die ich in meinen Alltag integrieren will, um achtsam und bewusst zu leben.
Wie steht ihr zu dem ganzen Thema? Seid ihr auch manchmal einfach nur genervt vom Thema Body Shaming, perfekten Idealen und Werbeanzeigen, die uns ein perfektes Körperbild verschaffen wollen? Schreibt gerne eure Meinung in die Kommentare, ich freue mich über jedes Feedback! xx
Die Message, die du in deinem Post vermitteln möchtest finde ich total gut, nur steht sie einfach im totalen Kontrast zu deinen Fotos. Inwiefern passen denn laszive Bilder mit extremem Posen und Verkleidung zu einem Aufruf der Selbstliebe zum eigenen Körper ?!
Vielen Dank für deinen ehrlichen Kommentar lieber Heiner.
In meinem Post geht es ja darum, sich im eigenen Körper wohl zu fühlen – das darf man doch gerne auch zeigen, oder? 🙂
Ich fühle mich mittlerweile sehr wohl in meinem Körper – egal in welchen Posen! Ob lachen oder eben auch lasziv – jeder wie er mag!
Ganz liebe Grüße,
Laura
Es stimmt schon, dass Sozial Media beeinflusst unser Leben. Gerade wir Blogger wissen wie sehr, rundum online, am Laufenden sein, Trends die Stündlich wechseln verfolgen. Als Erwachsene weiß ich was mir gut tut oder was sinnvoll ist. Die Eltern von Teenagern heutzutage beneide ich nicht. Was mich persönlich stört, sind meine Meinung nach die „Modeerscheinungen“ wie…nur vegan ist gut, bio ist ein Muss, Vegetarier ist ein besserer Mensch, nur das ein besonderes Wasser ist gesund…
Absolut 100% meine Worte! Ich finde es so schlimm, wenn Mütter ihren kleinen Kindern schon solche Dinge vorschreiben – sie sind ja leider dann noch nicht alt genug, um selbst zu entscheiden. Da kann man immer nur an die Vernunft von den Leuten appellieren!
Ganz liebe Grüße und danke für dein Kommentar,
Laura
[…] lieber mit dem direkten Umfeld – ich finde, das hat nichts in der Öffentlichkeit zu suchen. HIER habe ich euch ja schonmal in einem Blogpost erzählt, dass die schöne, immer perfekte Instagram […]
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